Musikalische Träume einer Winterreise.
Wie klingt eine Reise durch verschneite Winterlandschaften, zu Menschen, die alle eines gemeinsam haben: Träume und Hoffnungen? Sehr emotional haben die beiden Komponisten Tobias Bösel und Siegfried Rolletter diese Fragen in enger Zusammenarbeit mit dem Autor Thomas Euting beantwortet. Die Reisedokumentation „Winterreise – von Usedom ins Gletschereis“, sendet das ZDF in zwei Teilen dienstags am 17. und am 31. Januar 2006, um 20:15 Uhr, im ZDF.

„Die extra für diesen Film komponierte Filmmusik begleitet die Winterreise, in ihrer Schönheit der wechselnden Landschaften und gibt den Menschen, die im Mittelpunkt stehen mit ihren Geschichten, Hoffnungen und Träumen eine persönliche Note“, so die beiden Komponisten Bösel und Rolletter.

Die Reise beginnt mit Spannung, wenn die Weltmeisterin im Eisklettern, Ines Papert, ihren Traum von den höchsten Gipfeln träumt und besser sein will, als die Männer. Hier wurden zu den Eisbildern eisige Klänge kreiert, das Knacken des Eises und Faszination gepaart mit Gefahr. Dann wieder großartige Landschaftsmusik, das Hauptthema erklingt bei den grandiosen Luftaufnahmen des Watzmanns in einer eigenen orchestralen Variation.

Durch grandiose Winterlandschaften abseits aller Touristenpfade zieht die „Winterreise“ ihre musikalischen Kreise durch die neuen Bundesländer im deutsch-polnischen und deutsch-tschechischen Grenzland. Je weiter die Reise Richtung Osten geht, um so mehr ändert auch die Musik ihren Charakter. Statt Dur- erklingen mehr Moll-Harmonien, die fragend wirken und östliches melancholisches Fernweh erzeugen.

Zum einen erklingt das Hauptthema hymnenhaft positiv als Reisemotiv bei den Fahrten. Mal ruhig, besinnlich wie an der Ostsee beim alten Fischer, mal vorantreibend in Filmszenen mit dem Abschiedsflug der MIG und der Eisenbahnfahrt der Kinder. Es erklingt im romantischen Stil mit Klavier zu Fontanes Gedicht während der Spreewald Kahnfahrt durch die Wasserkanäle. Oder als Variante für Konzert-Gitarre, wenn der bayerische Landarzt unter schwierigen Bedingungen unterwegs zu seinen Patienten ist und dabei von „Heimat“ spricht.

Zum anderen wurden zu den einzelnen Geschichten und ihren Protagonisten unterschiedliche Filmmusiken zu den Bildern komponiert, die die inhaltlichen Hintergründe widerspiegeln. Emotional, spannend bei der Eiskletterin Ines Papert. Im barocken Sakralstil beim Abt, mit Kirchenorgel, Flöte und Chor. Kommentierend und leicht ironisch bei der Berliner Mauer mit dem Trabbi. Die Nationalhymne der DDR erklingt „schräg“, wenn das verstaubte Auto aus dem Schuppen gezogen wird.

Zu den Fahrten mit der Eisenbahn, die den Kindern aus Tschernobyl besonderen Spaß macht, erklingt eine schnelle Variation des Hauptthemas mit Orchester. Die alte Dampflok gibt hier einen wunderbaren Rhythmus vor. Die Filmmusik beschreibt das Anfahren und Beschleunigen des Zuges bis zum Einfahren und Anhalten an der nächsten Station. Die Musik klingt unbeschwert und hoffnungsvoll. Emotionen, die diese Kinder erfahren und die sie in Ihren Alltag als positive Erinnerung mit zurücknehmen.

Das Thema „Geldwäsche und Macht“ in Karlsbad wurde konzertant für Klavier, Dulcimer und Viola arrangiert. Mit leichtem Augenschmunzeln haben wir hier auf Wunsch des Autors eine Musik komponiert, die an den Gangsterfilm „Der 3. Mann“ erinnert. Sie beschreibt hier, bei allem Ernst der Lage, die fast spielerische Geldwäsche, die in der Stadt seit Jahren praktiziert wird.

Am Ende des 2. Teils wurde der Aufstieg der Eiskletterin Ines Papert auf den Watzmann musikalisch auskomponiert und so die Bilder spannend begleitet. Neben den eisigen Klängen kommen Orchesterinstrumente, Flöten, Streicher und E-Bass hinzu. Dissonanzen im Wechsel mit motivischen, fast unkenntlichen Absplitterungen aus dem Hauptthema. Die Intensität wird bis zum Erreichen des Gipfels gesteigert. Oben angelangt erklingt strahlend das Hauptmotiv mit vollem Orchester und Chor.

Träume und Hoffnungen klingen auch zum Schluss der Reise in der Musik wieder. Im Angesicht des grandiosen Watzmann-Panoramas – im Einklang mit der Natur, kommen Ines Papert die besten Lösungen auf so manche Fragen und Probleme. Es scheint, als würden hier auf dem Gipfel alle Träume und Wünsche erfüllt. Die Musik entlässt die Weltklasse-Frau und den Zuschauer euphorisch orchestral bei Ihrer Skiabfahrt in den Sonnenuntergang hinein.