Kraftvolle, stürmische und mitreißende Filmmusik „Im Auge des Sturms“
Wie die Filmmusik durch den Sturm peitscht, präsentieren die beiden Komponisten Tobias Bösel und Siegfried Rolletter in der ZDF-Reportage „Im Auge des Sturms“. Kraftvolle, und mitreißende Filmmusik zu einem aktuellen Thema zu komponieren, war hier die Aufgabe. Der Film veranschaulicht, was Hurrikans, Wirbelstürme, Riesenwellen und Sturmfluten anrichten können und warum Naturkatastrophen in den letzen Jahren weltweit zunehmen. Das ZDF sendet den Zweiteiler am 11. und 18.10.2005, zur Prime-Time um 20:15 Uhr.
Gezeigt werden Hurrikan „Frances“ an der Küste Floridas und Bilder der Zerstörung von „Katrina“ in New Orleans 2005. Mächtige Sturmwellen zerstören eine Ölplattform in Norwegen und kollidieren mit einem Kreuzfahrtschiff. Experten weisen darauf hin, dass sich die historische Sturmflut in Hamburg jederzeit wiederholen und den Untergang der Halligen bedeuten kann.
Die Ruhe vor dem Sturm
Noch ist alles ruhig. Scheinbar ruhig. Weiche Orchesterstreicher und ruhige Blechbläsermotive umspielen harmonisch die Bilder Floridas. Zu den Luftaufnahmen der Halligen erklingt dezent ein Akkordeon mit begleitendem Orchester.
Sturmwarnung
Die Sonne scheint, am Horizont brauen sich dunkle Wolken zusammen. Tiefe Streicher und Posaunen erklingen. Sturmwarnungen werden im Radio und Fernsehen gesendet. Die Menschen in Florida bereiten sich auf den Hurrikan vor. Angst und Ungewissheit in den Gesichtern der Menschen spiegeln sich musikalisch in den hohen Streichern wider. Im Institut für Sturmwarnung laufen die Sicherheitsvorkehrungen auf Hochtouren. Die Musik verharrt ruhig in spannungsreichen tiefen Streichern.
Spannung und Faszination
Die Winde nehmen an Kraft zu, der Himmel verdunkelt sich. Die Musik wird dissonanter. Düstere Moll-Harmonien erklingen. Die Laptops des Sturmjägers zeigen den herannahenden Hurrikan. Im Orchester beginnen die Schlaginstrumente mit einem unterschwelligen Rhythmus. Inzwischen steuert der Hurrikan auf die Küste zu. Noch hat er nicht seine volle Kraft erreicht. Über pulsierenden Streichern und E-Gitarren erhebt sich majestätisch das Hauptthema des Sturms in den Hörnern und Posaunen. Ein pulsierenderer 12/8tel Rhythmus, gespielt von tiefen Streichern, Schlagzeug, E-Gitarren und E-Bass, untermalen die wirbelnden Luftmassen. Wolken und Winde verdichten sich immer stärker zu einem einzigen gewaltigen Sturm. Streicherarpeggien wirbeln auf und ab. Pauken akzentuieren die faszinierende und zugleich unvorstellbare Kraft der zerstörerischen Naturgewalten. Die Melodie erklingt signalhaft, moduliert und „fliegt“ stürmisch durch unterschiedliche Tonarten. E-Gitarren bilden mit Schlagzeug, Celli und Kontrabässen eine kraftvolle Basis.
Stürmisches Finale
Die Melodie baut sich langsam auf. Akzente und Orchestercrescendi beschreiben musikalisch die Wucht und die Kraft des Sturms. Dissonanzen werden stärker. Die Lautstärke nimmt zu. Ein vorantreibender Klavierbass wird von unregelmäßigen Orchesterschlägen im Fortissimo unterbrochen, während die Wellen auf die Küste brechen. Die Spannung im Bild und in der Musik ist auf dem Höhepunkt. Im Bild sieht man Dächer und Häuserteile durch die Luft fliegen, Palmen biegen sich, Sturmfluten peitschen an Land, überschwemmen die Küste und reißen alles mit sich. Wie der Hurrikan bäumt sich das gesamte Orchester auf und endet kraftvoll in einem großen Crescendo.
Der Tag danach – Trauer, Zerstörung
Dezente Musik untermalt das Ausmaß an Vernichtung und Verwüstung. Die Musik hält inne, lässt Atempausen zu. Ein langsamer Streicherpuls an- und abschwellend erklingt düster und fragend. Eine Harfe kommt leise dazu. Gehaltene Töne erklingen in den Celli, Kontrabässen und hohen Violinen. Tiefe Paukenschläge setzen bedrohliche Akzente. Darüber erklingt ein Klaviermotiv „zerbrechlich“ in hoher Lage gespielt. Bewusst wird hier zu den akustischen Instrumenten ein synthetischer Sound gemischt, der in der Tiefe erklingt und der Szene etwas unheimliches gibt. Offene Fragen an die Zukunft – Mit einem Bild des blauen Planeten Erde endet die zweiteilige Dokumentation. Die Musik bleibt fragend und suchend und lässt das Ende offen.
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Süddeutsche Zeitung, Medien, Ausgabe Nr. 232, vom 8./9. Oktober 2005